DISTURBING OBJECTS, DISQUIET OBJECTS. GOING BEYOND CLASSIFICATORY CERTAINTIES
Matter in Process. Erasures and Resurgences
13 Oktober 2017

 

Screening und Roundtable mit Mathieu K. Abonnenc, Susanne Leeb und Lotte Arndt. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Disturbing Objects, Disquiet Objects", konzipiert von Lotte Arndt und in Kooperation mit Bétonsalon. Centre d’art et de recherche. Begrüßung von Lucas Morin, Bétonsalon, und Regina Barunke, Temporary Gallery

Mathieu K. Abonnenc:
An Italian Film (Africa Addio). First Part: Copper, 2012, 27 min

Mit "Sans titre (des corps entassés)" und "An Italian Film (Africa Addio)", beide aus dem Jahr 2012, zeigt Mathieu K. Abonnenc eine Gruppe schmaler Kupferskulpturen und einen Film, der ihre Produktion dokumentiert. Bei näherer Betrachtung stellt sich jedoch heraus, dass der Gegenstand der Arbeit weitergefasst ist. Der Film zeigt, wie sogenannte ‘Katanga’-Kreuze (eine präkoloniale Währung aus dem Kongo) in einem Gußverfahren umgeformt und in abstrakte Kunstwerke transformiert werden. Die Titel beider Arbeiten deuten auf die Verstümmelungen menschlicher Körper bei Massentötungen und in der Filmgeschichte (Gualtiero Jacopetti und Franco Prosperi, "Africa Addio", 1966), die in der Arbeit jedoch nicht sichtbar werden. Kann die Zerstörung von Objekten Mittel zum Verständnis kolonialer und rassistischer Ausbeutung werden, ohne dabei den Missbrauch von Körpern zu reproduzieren? Wie wird durch das Zusammenspiel von Archivmaterial, Kleinskulptur und Filmnarrativ ein komplexer historischer Kontext präsent? Die anschließende Diskussion mit dem Künstler und der Kunsthistorikerin Susanne Leeb befasst sich mit den Gesten der graduellen Umwandlung von Materie durch künstlerische Verfahren. Sie befragt, wie in der künstlerischen Arbeit Zonen der Unruhe und Trauer entstehen können.

Mathieu K. Abonnenc (geboren 1977 in French Guyana) beschäftigt sich in Video, Fotografie, Installationen und Zeichnung mit den kulturellen Hegemonien heutiger Gesellschaften und hinterfragt Aspekte von imperialer Geschichte und ihren postkolonialen Folgen. Ausgewählte Einzelausstellungen: MMK Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main, Kiosk, Ghent, Kunsthalle Basel, Bielefelder Kunstverein, Fondation Serralves, Porto. Susanne Leeb ist Kunsthistorikerin unterrichtet an der Leuphana Universität in Lüneburg. Ihre Arbeit befasst sich mit den Schnittstellen von Gegenwartskunst, Kunstgeschichte, Ethnographie und Kolonialgeschichte.


Förderung und Unterstützung

PERSPEKTIVE - Fonds für zeitgenössische Kunst und Architektur ist eine Initiative des Bureau des arts plastiques et de l’architecture gefördert vom Französischen Kulturministerium, dem Institut français, dem Goethe-Institut und der Deutschen Bank


Bilder

Mathieu K. Abonnenc: An Italian Film (Africa Addio), 2012
Courtesy der Künstler und Marcelle Alix