ON CATALYSING FIGURES, EMANCIPATION OF PLANTS AND MAKING THE WHITE-CUBE DIRTY
A double talk by Julia Haarmann and Aneta Rostkowska
18 September 2020

Anmeldung erforderlich - schicken Sie bitte eine Email an info@temporarygallery.org!

Cat Cologne und Temporary Gallery laden zu einer gemeinsamen Veranstaltung ein, die in beiden Ausstellungsräumen stattfindet. Wir werden den Abend in Cat Cologne beginnen und zur Temporary Gallery weitergehen, um beide Ausstellungen und die Verbindungen zwischen ihnen zu erkunden.

17 - 18.30 Uhr

Ort: Im Bogen, Am Salzmagazin 7-9, 50668 Köln

Julia Haarmann wird eine Führung durch die Ausstellung "Process as Resistance, Resilience and Regeneration" geben. Beim gemeinsamen Betrachten der ausgestellten Werke wird sie auf verschiedene Motivationen und Methoden prozessorientierten Arbeitens eingehen. 

Die einzige Künstlerresidenz Kölns, CAT Cologne, begeht ihr zehnjähriges Bestehen mit einer Gruppenausstellung an einem ungewöhnlichen Ort. In einem Bahnbogen nahe des Kölner Hauptbahnhofs zeigen 15 KünstlerInnen im September prozessorientierte Arbeiten. Als Reaktion auf die jüngst verursachte, gesamtgesellschaftliche Verunsicherung und auf der Suche nach einem neuen Konsens, verhandeln diese mögliche Lösungswege.

Performances, interaktive und zeitbasierte Medien entfalten sich entlang dreier Blickwinkel. Diese richten sich zunächst auf Prozesse, die bereits vor der eigentlichen Produktion auf das künstlerische Selbstverständnis und die Arbeitsweise einwirken. Hier stehen kulturelle und biografische Hintergründe im Fokus. Prozesse, die sich im Moment der Produktion entfalten, nehmen Synergien und Netzwerke in den Blick. Die dritte Perspektive richtet sich auf Methoden der Aktivierung, die sich idealerweise anhand einer nachhaltigen Wirkung manifestieren. Zu diesen zählen Beiträge, die etwa sozialen Wandel oder ein ökologisches Bewusstsein befördern. Kunst wird hier zum Statement, zur Möglichkeit, aktiv zu werden oder komplexe Zusammenhänge unserer Lebensbedingungen zu untersuchen. Statt konkrete Lösungen anzubieten, besteht das den Künsten innewohnende Potential vielmehr darin, auf die eigentlichen Fragen hinzuweisen und das Bewusstsein zu schärfen. Die Ausstellung schafft einen spezifischen Kontext für diese „‘katalysierende Figuren‘ (…), die in der Lage sind, neue Visionen einer Realität zu erfinden und zu aktivieren. Unzählige Details solcher Realitäten ziehen unbemerkt am gemeinsamen Blick vorbei, beeinflusst nicht nur von durch Massenmedien verbreitete Stereotypen, sondern auch von einer weit verbreiteten Amnesie in Bezug auf Bürger- und Menschenrechte”.

Mit seinem Fokus auf engagierter und Community-basierter Arbeit hat CAT („Community Art Team“) seit 2010 über 50 internationale Künstler eingeladen und Projekte begleitet, die als Prozess meist außerhalb des klassischen Ausstellungsraums in Erscheinung traten. Um auf diese Tatsache zu reagieren, werden aus diesen und verwandten Projekten stamme Arbeiten in einen neuen Ausstellungskontext übertragen. Arbeiten weiterer Künstler, die mit dem Programm verbunden sind, ergänzen die Ausstellung. Der urbane Ausstellungsort, der zugleich geschützt wie auch durch Mobilität und Transit geprägt ist, bietet einen idealen Kontext. Anders als eine Institution mit ihren Normen und festen Strukturen, zeichnet sich der öffentliche Raum durch permanent stattfindende Verhandlungsprozesse aus. Dieses Umfeld entspricht dem transformativen Charakter der Arbeiten.

Julia Haarmann studierte Kunstgeschichte und Soziologie in Freiburg, Paris und Berlin. Sie ist Absolventin des Programms für Kunstverwaltung an der New York University und des kuratorischen Programms an der UDK, Berlin. Nachdem sie mehr als zehn Jahre für internationale Galerien gearbeitet hat, ist sie seit 2010 Direktorin von CAT Köln. Seit 2018 ist sie zudem Mitglied des Beirats des Referats "Kultur als Akteurin der urbanen Gesellschaft" der Stadt Köln. Ihr kuratorischer Schwerpunkt liegt auf einer künstlerischen Praxis, die Kunst als ein Medium begreift, das zwischen Disziplinen, Orten, Zeiten und Menschen übersetzt. Sie interessiert sich für relevante und sinnstiftende Potentiale von Kunst als Community Builder, Störer und Impulsgeber, die Perspektiven erweitert. Ein wiederkehrendes Element in ihrer Arbeit ist es, das soziale Umfeld als Ressource, Medium und Adressat zugleich zu nutzen.

19.30 - 21 Uhr

Ort: Temporary Gallery, Mauritiuswall 35, 50676 Köln

Aneta Rostkowska wird anlässlich der letzten Tage der Ausstellung „Floraphilia. Revolution of plants“ einen Vortrag in der Temporary Gallery halten.

Sie wird über das Projekt "Floraphilia: On the Interrelations of the Plant World, Botany and Colonialism" sprechen, das der politischen Bedeutung von Pflanzen gewidmet ist und sich auf zwei Ausstellungen konzentriert: "Floraphilia. Plants as Archives", realisiert an der Akademie der Künste der Welt in Köln 2018 und "Floraphilia. Revolution of Plants", die im Rahmen der Warschauer Biennale im Oktober 2019 eröffnet wurde und derzeit in der Temporary Gallery zu sehen ist. Die erste beleuchtete die sozialen und politischen Aspekte der Geschichte der Pflanzen, der Botanik und der Botanischen Gärten. Die präsentierten Kunstwerke bezogen sich auf die Kooption von Pflanzen im Laufe der Kolonialgeschichte und der Geschichte im Allgemeinen sowie auf ihre wirtschaftlichen, feministischen und migratorischen Kontexte. Die zweite Ausstellung konzeptualisiert Pflanzen als mögliche Inspiration für politische Aktivitäten - mit ihrer Widerstandsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit sowie ihrer Gleichgültigkeit gegenüber Staatsgrenzen. Der Ausstellungsraum wurde hier in ein anarchistisches Laboratorium der Revolution, die durch den Austausch zwischen den Arten möglich werden sollte, verwandelt. Beide Ausstellungen ermutigen dazu, die gemeinsame Konzeption einer Pflanze als mechanistisches Ding, das nur auf einfache Reize reagiert, abzulehnen, was zu der Vision einer signifikanten Kontinuität zwischen Menschen und Pflanzen führt, die - dynamisch, atmend und wachsend - Intentionalität und sogar Erinnerung besitzen. Die Präsentationen versuchen auch, die Welt der Pflanzen aus dem reaktionären Kontext von Einrichtungsmagazinen und oberflächlichen Öko-Trends zu befreien und ihr emanzipatorisches Potential zu enthüllen, das zu sozialer Transformation führt. Ein wichtiger Teil des Vortrags wird eine Analyse des außergewöhnlichen Designs der beiden Ausstellungen sein, das der Bildhauer, Sammler und Kurator Mateusz Okoński entwickelt hat.

Aneta Rostkowska ist Kuratorin, Researcherin und Autorin und Absolventin des Kuratorenprogramms de Appel in Amsterdam. Sie verfolgt experimentelle kuratorische Praktiken, bei denen sich politisch relevante Erzählungen durch sorgfältig konstruierte sinnliche Umgebungen entwickeln. Rostkowska studierte Philosophie, Wirtschaft und Kunstgeschichte in Krakau, Poznań, Heidelberg und Frankfurt am Main. Von 2016 bis 2018 arbeitete sie als Kuratorin an der Akademie der Künste der Welt in Köln. Seit Januar 2019 ist sie Direktorin der Temporary Gallery, Zentrum für Zeitgenössische Kunst in Köln.


Bilder

Saddie Choua, Take care of yourself and join the revolution, 2019, Installation