THE ART OF THE LECTURE
Reihe zur zeitgenössischen Vortragskunst
7 Oktober 2021
Gastveranstaltung
Reihe zur zeitgenössischen Vortragskunst | Um(j)etnost predavanja | The art of the lecture
Oktober & November 2021 in Köln
Mit der »Reihe zur zeitgenössischen Vortragskunst« laden wir im Oktober und November 2021 acht junge Positionen aus dem deutschsprachigen und ex-jugoslawischen Raum nach Köln ein. In Essay-Performances, Choreografien des Denkens und Kartenlese-Praktiken bietet die Vortragskunst alternative und spekulative Perspektiven auf bekannte und unbekannte Gebiete des Wissens und durchquert das Dark Net, den Kunstmarkt, Heilpraktiken oder die Lehre der Sophisten.
Die in der Reihe präsentierten Arbeiten beziehen sich formal durchaus auf die ›Tradition‹ der Lecture-Performance, ob sie das Format, das sich in den Nullerjahren zum populären Genre entwickelt hat, fortführen oder herausfordern, bleibt offen. Sie machen sich Strategien des Hackens oder der Trickserei zu eigen und stiften vielfältige diskursive Verhältnisse. Die so verstandene Vortragskunst bietet etwas an, das wir eher als Ko-Kreation des Wissens als seine Produktion verstehen.
In diesem Sinne möchten wir den schillernden Titel der Reihe in seiner Mehrdeutigkeit ausspielen - Vortragskunst meint sowohl die Kunst des Vortragens, den Vortrag als Kunstform, den kunstvollen Vortrag als auch die vorgetragene Kunst. Die Reihe wird kuratiert von Helen Brecht, Nina Gojić, Jascha Sommer und Zrinka Užbinec.
Der Eintritt erfolgt auf Spendenbasis. Die Registrierung erfolgt vor Ort. Bitte kommt getestet, geimpft oder genesen. Detaillierte Informationen unter vkunst.eu.
Eine Veranstaltungsreihe von Brecht & Sommer in Koproduktion mit den Art Initiatives Cologne, dem Institut für Theaterwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum und der Mobilen Akademie Cheers for Fears. Gefördert von der Kunststiftung NRW, dem NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, dem Kulturamt der Stadt Köln sowie dem NRW Kultursekretariat.
19.00 Uhr:
Jacob Bussmann: Sophisticated Songs (DEU)
Dass etwas ist und zugleich nicht ist, ist dem Satz vom ausgeschlossenen Widerspruch zufolge ein logischer Fehler. Die Sophisten haben dies zwar nicht widerlegt, waren aber stetig mit dem Weichmachen und der Infragestellung von Widersprüchen befasst. Sie sträubten sich gegen die vermeintlichen Zwänge der Logik und wurden abschätzig mit Pflanzen verglichen, die wirr und unverständlich reden. 2400 Jahre später unterziehen Jacob Bussmann, Rahel Kesselring und Henrike Kohpeiß die Texte der Sophisten einer musikalischen Relektüre.
Jacob Bussmann lebt in Frankfurt/M und arbeitet als Musiker und Performer. Er erhielt seine musikalische Ausbildung in Frankfurt und Helsinki und studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Er arbeitet in unterschiedlichen Konstellationen in Theater, Musik und Performance. Mit Rahel Kesselring, Henrike Kohpeiß und Hanna Steinmair entstanden die Konzert-Performances »Sophisticated Songs«, »Sceptical Birds« und »Panic Noon«.
20.00 Uhr: Eröffnung
20.30 Uhr:
Tanja Šljivar & Tamara Antonijević: The Hag Theory & How to Spin an Endometrium (ENG)
»The Hag« ist weder Großmutter noch Hexe. »The Hag« ist einfach da und hängt herum. Die Endometriose ist auch einfach da und bleibt. In einer Lese-Performance entfachen Tamara Antonijević und Tanja Šljivars endometriotischen Superkräfte und verbündet sich mit den Hags dieser Welt. Die Arbeit entstand als Auseinandersetzung mit Praktiken der Wahrsagerei in Zusammenarbeit mit der Kunstplattform Björnsonova.
Tanja Šljivar lebt und arbeitet als Autorin und Dramatikerin in Belgrad. In ihren Arbeiten befragt sie die Funktion und Position von Texten in verschiedenen Medien, Formaten und Repräsentationssystemen. Tamara Antonijević untersucht Texte hinsichtlich ihrer Rolle in kollaborativen Prozessen. Sie lebt und arbeitet als Autorin, Dramaturgin und Kollaborator*in im Theater, Performance und der bildenden Kunst in Berlin.
21.30 Uhr:
Jessika Khazrik: A Body So Close: قرابادین Pharmacopoeia (ENG)
Quadrophonische Essay-Performance mit Video
Für die Performance von Jessika Khazrik wechseln wir gemeinsam den Ort
Christuskirche
Dorothee-Sölle-Platz 1
50672 Köln
.Pharmacopoeia« entspringt aus unserer ›post-coronalen‹ und ewigen Suche nach Heilung قرابادین » Pharmacopoeia« ist ein langfristig angelegtes musikbasiertes und hypermediales قرابادي» Forschungsprojekt, das die Verbindung zwischen Medien und Hypermedien untersucht. Von قرابادین» kombinatorischen Praktiken der Medizin, der Musik und der Magie inspiriert, erprobt Pharmacopoeia« einen interdisziplinären, Jahrtausende durchquerenden und offenen Zugriff auf Wissen. Sie legt dabei aufkommende Wissens- und Erfahrungssysteme frei und unterzieht sie einem Prozess der Entmystifizierung. Das Projekt entstand Anfang 2021 in Form einer Serie von sieben ›hyper-video anti-ads‹ und umfasst mittlerweile sieben Scores, Texte, Radio-Gespräche, eine drei Meter lange stenoganografischen Schriftrolle, sowie das Vorwort zu einem ›trans-millennialem‹ Kompendium zur Heilung.
Jessika Khazrik lebt und arbeitet zwischen Beirut und Berlin. Ihre interdisziplinäre künstlerische Praxis führt zu Kompositionen, bildender Kunst, zur Entwicklung von Maschinen, Performances - in der Auseinandersetzung mit Wissenspraktiken wie der Ökotoxikologie oder der Kryptografie. Jessika Khazrik studierte Linguistik und Theater an Lebanese University und Kunst, Kultur und Technologie am MIT. Es folgten Stipendien am Ashkal Alwan, der Digital Earth und an der HfK Bremen. Ihre Arbeiten wurden u. a. in der Kunsthalle Wien, im Haus der Kulturen der Welt, im Museum für Moderne Kunst Warschau, in der Arab Image Foundation und im Times Museum Guangzhou gezeigt. Sie arbeitet in verschiedenen kollaborativen Zusammenhängen und legt als DJ unter verschiedenen Namen auf.