Céleste (vento similis equus me portat)
Céleste Venard Comtesse de Chabrillan (1824–1909) war eine außerordentliche Kunstreiterin im Hippodrom von Paris in der Mitte des 19. Jahrhunderts und später Autorin von Memoirenstücken und Romanen. 1870 organisierte sie während der preußischen Belagerung der Stadt eine weibliche Sanitätsmannschaft. Als junge Frau entkam sie dem Vergewaltigungsversuch des Liebhabers ihrer Mutter und wurde unter dem Verdacht der illegalen Prostitution aufgegriffen und inhaftiert. Hier machte sie den Fehler, sich als Prostituierte registrieren zu lassen. Die achttausend Zuschauer, die wegen der als seichte Unterhaltung verpackten Gefahr in das Hippodrom kamen, wussten das über sie. Wir kämpften mit wirklich beängstigender Tollkühnheit weiter ... wäre fast gestorben ... Ich hätte mir den Schädel oder die Rippen brechen können. Aber da war auch der Nervenkitzel. Mein Pferd trug mich wie der Wind.Ich konnte nicht atmen. Ich rief es an, es sprang vorwärts ... Ich würde meine Kameraden überholen. Sie wurde als Löwin angekündigt, und zwischen ihr und den anderen Reiterinnen gab es Eifersucht ebenso wie enge Freundschaften. In den 1850er Jahren heiratete sie einen bankrotten Aristokraten, einen langjährigen Liebhaber, und erst damit konnte sie ihren Namen aus dem Prostituiertenregister löschen. Ihre Schwiegerfamilie hasste sie noch nach seinem Tod, als sie weiterhin schrieb, was diese zu verhindern suchten. Die Familie sorgte auch dafür, dass ihr die ihr zustehende Witwenpension abgesprochen wurde. Sie starb arm und zornig in dem Landhaus, das sie von ihrem eigenen Geld aus den Tagen des Hippodroms gebaut hatte.
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Céleste Venard Comtesse de Chabrillan (1824–1909) stunt rider extraordinaire at the Paris Hippodrome in the mid 19th century and later a writer of memoirs, plays, and novels who set up a women’s paramedical organization during the Prussian siege of the city in 1870. Escaping attempted rape by her mother’s lover and having been picked up and imprisoned on suspicion of being an unregistered prostitute, she made the mistake of registering. The eight thousand spectators who came for the danger packaged as light entertainment at the Hippodrome knew this about her. We battled on with a truly frightening foolhardiness ... could have died ... I could have broken my head or ribs. But there was the thrill, too. My horse carried me like the wind. I couldn’t breathe. I called out to him; he leapt forward ... I was going to overhaul my companions. She was heralded as a lioness and there were jealousies as well as close friendships with the other women riders. In the 1850s she married a bankrupt aristocrat, a long-term lover, and it was only then she could clear her name from the registered prostitute book. Her in-laws hated her even after his death: when she continued to write they tried to stop her, and ensured she was stripped of the widow’s pension she was entitled to. She died poor and angry in the country house she had built with her own money from the Hippodrome days.