DIE BLAUBERGER (1983-85)
Ein Dia-Vortrag von Brigitte Dunkel im Rahmen der Kostümwerkstatt
Fr 14 Februar, 18:00 Uhr

 

Brigitte Dunkel spricht im Rahmen der Kostümwerkstatt über DIE BLAUBERGER, ein Anfang der 1980er Jahre entstandenes Ausstellungsprojekt. Ausgehend von einer 4-teiligen Figurengruppe entwickelte sie eine raumgreifende Installation und Performance. Im Kontext der Kostümwerkstatt wird anhand von Brigitte Dunkels Arbeit der Fokus auf die Produktion von Kostümen und das Kostümieren als künstlerische Praxis gelegt.

Die Kostümwerkstatt ist auch kommenden Freitag wieder von 15:30 bis 19:30 Uhr geöffnet. Ein Kinder-Kostüm Workshop (für junge Menschen zwischen 3 und 14 Jahren) mit Blanca Barbat findet von 16:00 bis 18:00 Uhr statt.

In Kooperation mit dem M*Treff Alte Feuerwache, ROOTS & ROUTES Cologne e.V., Rutfront Fastelovendsbund e.V. und den Künstler*innen, Kostüm- und Maskenbilder*innen Hilma Bäckström, Brigitte Dunkel, Sarah Ferreira dos Santos, Nora Hansen, Jil Lahr, Christina Neuss, Paula Noller und Corinne Riepert.

 

In Einfacher Sprache: Die offene Kostümwerkstatt läuft auch diesen Freitag wieder zwischen 15:30 und 19:30 Uhr. Ihr braucht euch nicht anmelden und könnt einfach vorbeikommen. Künstler*innen leiten die Werkstatt und helfen beim Gestalten. Am 14. und 21. Februar von 16:00 bis 18:00 Uhr gibt es auch einen Kostüm-Workshop extra für Kinder zwischen 3 und 14 Jahren. Alle können Kostüme nähen, bauen und kreativ sein. Es geht darum, neue Ideen für den Karneval zu entwickeln. Die Werkstatt will typische Karnevalskostüme hinterfragen. Es werden kreative und individuelle Kostüme geschaffen. Die Kunstszene und der Karneval haben eine lange Verbindung: Zum Beispiel haben Künstler*innen immer wieder Kostümfeste veranstaltet und durch das Gestalten von Karnevalswagen politische Themen im Karneval eingebaut. In der Kostümwerkstatt wollen wir gemeinsam darauf achten, dass sich alle im Raum wohl fühlen und niemand verletzt wird. Deshalb achten wir darauf, dass niemand ausgeschlossen wird.
Die Kölner Künstlerin Brigitte Dunkel stellt ab 18:00 Uhr die künstlerische Arbeit mit dem Titel DIE BLAUBERGER vor, die sie Anfang der 1980er Jahre entwickelt hat. Dieses Kunstwerk besteht aus Kostümen und passt daher gut in das Thema der Kostümwerkstatt.

Brigitte Dunkel hat an der FH Köln von 1973 bis 78 Freie Kunst und Kostümbild in der Klasse von Elisabeth Vary studiert. Von 1977 bis 1983 war sie als Kostümbildnerin und Kostümbild-Assistentin am Schauspiel Köln, Schauspiel Bochum und Schillertheater Berlin engagiert und hat ab 1984 als freiberufliche Kostüm-Designerin vielfältige Kooperationen in den Bereichen Product Placement und Corporate Fashion (Firmenpräsentationen, Messeperformances) u. a. für die Agentur Meiré & Meiré, Köln oder spezialisierte Großformat-Kostüme (Zirkus-Show) u.a. für Atelier Maria Lucas, Köln realisiert, sowie aufwändige Brautausstattungen für Privatkund*innen.

Dunkels Fokus liegt seit 1984 auf der Bildenden Kunst im Bereich medienübergreifende Installation und Performance. In diesem Kontext entstehen immer wieder Figuren, Outfits oder textile Objekte, zuletzt für die Installation TABLESCAPES 2023 im Kunstverein Leverkusen. In dem prozessualen Ausstellungsprojekt Blue Binding Ribbon 2024 in der Temporary Gallery war Dunkel mit vier Outfits aus unterschiedlichen Werkzusammenhängen vertreten.

Brigitte Dunkel spricht im Rahmen der Kostümwerkstatt über DIE BLAUBERGER, ein Anfang der 1980er Jahre entstandenes Ausstellungsprojekt, das 1984 als Installation unter dem Titel VON DEN BLAUEN BERGEN KOMMEN WIR im Frauenmuseum Bonn in die Gruppenausstellung Neue Stofflichkeit integriert war und 1985 im Kunstmuseum Düsseldorf im Rahmen der Performance-Nacht Purer Augenschein aufgeführt wurde. Ausgehend von einer 4-teiligen Figurengruppe, DIE BLAUBERGER, entwickelte sich eine raumgreifende Installation und Performance. Der menschliche Körper dient innerhalb der Performance mithilfe seiner Bekleidung als Medium der Veränderung. Ähnlich der Hand, die beim Malen den Pinsel mit der Farbe führt, ermöglicht die Bewegungsfähigkeit der Performer*innen stetige Veränderungen der statischen Installation. Rituale und Lebenskultur der BLAUBERGER als fiktionale Figurengruppe werden im Zuge der Arbeit thematisiert.
Im Kontext der Kostümwerkstatt wird anhand von Brigitte Dunkels Ansatz der Fokus auf die Produktion von Kostümen und auf das Kostümieren als künstlerische Praxis gelegt.

Die offene Kostümwerkstatt ist ein Format der Temporary Gallery. Sie findet jeden Freitag zwischen dem 31.01. und 21.02. von 15:30 bis 19:30 Uhr statt. Die Werkstatt ist ein temporärerer, von lokalen Künstler*innen angeleiteter Raum, an dem Kostümierungen künstlerisch entwickelt werden können. Hier sind alle Personen zum Gestalten, Nähen, Bauen, Lernen und Austauschen willkommen. Der Kölner Karneval kann in einem sicheren Umfeld vorbereitet werden, jeder Befragung des Festes ist Platz geboten.

Die Kostümwerkstatt soll dazu anregen, die Praxis des Verkleidens und der transformativen Potenziale von Kostümierung über die Grenzen der stereotypen Karnevalskostüme hinaus zu denken. Denn diese sind heute Teil der Fast Fashion-Bewegung – die billigsten Materialien werden schlecht verarbeitet, so dass sie kaum länger als eine Saison tragbar sind. Darüber hinaus ist die Auswahl der erschwinglichen Kostüme sehr begrenzt und von einem norm-binären, teilweisen sexistischen und rassistischen Weltbild geprägt. Die Möglichkeitsräume und freien Phantasien – als wen oder was man sich gerne kostümieren möchte – scheinen oft begrenzt, durch die Einflüsse der allgegenwärtigen Konsumgesellschaft manipuliert und zugleich auch eine Frage des sozialen Umfelds. Inhaltlich setzt sich das Format zwar mit den Praktiken des Kostümierens im Kontext von Brauchtum und Tradition auseinander, möchte sich von vielen Handhabungen aber auch loslösen und eigene Perspektiven gewinnen. Dadurch kann der Karneval neu betrachtet und künstlerisch mitgestaltet werden.

Die Kölner Kunstszene und der Kölner Karneval, als Ort politischer Debatten und Satire basierend auf dem demokratischen Recht der Ausdrucksfreiheit, waren in der Vergangenheit immer wieder eng miteinander verwoben – Künstler*innen gestalteten Karnevalswagen, Kulissen für Stunksitzungen und richteten Kostümfeste aus. Mit dem Künstler*innenfest Laange Ent (1920er Jahre), den Aktivitäten der Ahl Säu (gegr. 1946), dem Lumpenball im Kölnischen Kunstverein und der Karnevalsparty DA BA DEE? in der Temporary Gallery (2020) ist nur ein Bruchteil jener avantgardistischen Impulse zu nennen, im Zuge derer künstlerische Mittel und Strategien genutzt wurden, um das Kölsche Volksfest mitzuformen, und nicht selten und gleichsam nicht oft genug militaristische, patriarchale Strukturen zu hinterfragen und zu durchkreuzen.

Programm:
14. Februar, 15:30 - 19:30 Uhr
Offene Kostümwerkstatt

21. Februar, 17:00 Uhr
Nubbelbau-Workshop mit Hilma Bäckström und Jil Lahr
(Um Anmeldung unter info@temporarygallery.org wird gebeten)

22. Februar
Gemeinsame Teilnahme am Geisterzug mit interessierten
Kostümwerkstatt-Teilnehmer*innen

28. Februar - Save the Date!
Cadavre Exquis Karnevalsdinner
Weitere Infos folgen in Kürze!

Wir freuen uns weiterhin über Materialspenden! Diese können montags und donnerstags zwischen 11 und 18 Uhr und freitags ab 11 Uhr vorbeigebracht oder nach Absprache innerhalb Kölns abgeholt werden.

Alle sind willkommen! Die Kostümwerkstatt ist kostenfrei und ohne Anmeldung (bis auf zwei Workshops, siehe Angaben) zugänglich. Ihr könnt eigenes Material mitbringen, oder euch von unserem Materialfundus bedienen und inspirieren lassen.

Verhaltenskodex in der Temporary Gallery:
Die Kostümwerkstatt in der Temporary Gallery will einen zugänglichen, verletzungsarmen und barrieresensiblen Raum als Grundlage für unser Miteinander schaffen. Wir tolerieren keine Form von Rassismus, Sexismus, Ableismus, Antisemitismus, Queer- und Transfeindlichkeit, oder anderweitig diskriminierendes, gewaltvolles Verhalten.
Alle Veranstaltungsteilnehmer*innen erklären sich mit unseren Verhaltensrichtlinien einverstanden. Alle Teilnehmer*innen unseres Programms möchten sich in diesem Raum wohl und sicher fühlen. Deshalb dulden wir in keinster Weise übergriffges, grenzüberschreitendes und/oder diskriminierendes Verhalten und behalten uns bei Verstößen gegen unseren Verhaltenkodex (der auch im Raum sichtbar zu lesen sein wird) vor, Personen von der Veranstaltung auszuschließen. Solltet ihr euch unwohl fühlen oder übergriffiges Verhalten miterleben, wendet euch gerne an Lisa Klosterkötter.

Informationen zur Barrierefreiheit der Veranstaltungen:
Relaxte Atmosphäre: Die Veranstaltung ist relaxed konzipiert. Das bedeutet: Alle Personen sind im Raum willkommen und können sich im Raum aufhalten, auch wenn sie nicht aktiv an etwas arbeiten. Die Räume können jederzeit verlassen und wieder betreten werden. Für warme Getränke und Wasser wird gesorgt. Es werden unterschiedliche Sitzmöbel (Stühle, Sitzsäcke, Hocker) angeboten.

Physischer Zugang: Die Ausstellungsräume sind stufenlos zugänglich, leider ist keine barrierefreie Toilette vorhanden. Das a&o Hostel, etwa 200 Meter von der Temporary Gallery entfernt, bietet barrierefreie Toiletten.

Sprachlicher Zugang: Die Workshopleiter*innen sprechen deutsche und englische Lautsprache. Das Team ist offen, via Übersetzungsprogramme in diverse weitere Sprachen praktische Anweisungen zu geben. Zudem versuchen wir weitestgehend Einfache Sprache zu verwenden. Verständnisfragen sind jederzeit erwünscht. Eine Verdolmetschung in Gebärdensprachen kann leider nicht angeboten werden.

Kontakt: Bei weiteren Verständnisfragen, Bedarfen oder Zugangsvoraussetzungen, z.B. Abholservice von einer nahegelegenen Haltestelle, meldet Euch per Mail unter info@temporarygallery.org

Temporary Gallery, Mauritiuswall 35, 50676 Köln
Weitere Infos unter: https://www.temporarygallery.org/project/mobile-kueche/

 

Bild:
DIE BLAUBERGER, Fotoperformance-Serie (Vorstudien zur Projektentwicklung der Outfits), 1983, Brigitte Dunkel, Fotografie: Eberhard Simon