DISTURBING OBJECTS, DISQUIET OBJECTS. GOING BEYOND CLASSIFICATORY CERTAINTIES
Grenzgängerinnen: Über Wucherungen und Sammlungen in Aufruhr
3 November 2017

 

Roundtable mit Pauline M’barek, Tahani Nadim, Kerstin Stoll und Lotte Arndt. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Disturbing Objects, Disquiet Objects", konzipiert von Lotte Arndt und in Kooperation mit Bétonsalon. Centre d’art et de recherche, Sept-Dez 2017 in Köln und Paris

In zahlreichen Texten über naturhistorische Museen wird dem Ausstellen die Funktion zugeschrieben, verlässliche Kategorien zu definieren und Materialien in ihrer Entwicklung festzusetzen und zu konservieren. Das Ausstellen von Pflanzen, Tieren und Menschen im Museum geht mit einer ‘Betrachtung auf Distanz’ einher: Die Exponate finden sich von jenem Zeitpunkt an in Vitrinen, Dioramen, hinter Absperrseilen und auf Podesten. Sich dem Objekt zu nähern, führt oft zum Eingriff des Wachpersonals oder Auslösen des Alarms. Die Diskussionsrunde bringt zwei Künstlerinnen und eine Autorin zusammen, die den sicheren Blick von außen in Frage stellen, der suggeriert, kenntnisreich über eine Problematik sprechen zu können, ohne beteiligt zu sein. Sie tauchen in das Material ein, wählen den Verlust der übersicht, verzichten zugunsten des rein taktilen Formwerdungsprozesses auf Kontrollmechanismen, widmen sich der Sorgearbeit und Berührung im Museum oder gehen Kooperationen mit menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren ein.

Pauline M’barek (Brüssel, Köln) setzt sich in ihrer Arbeit kritisch mit Mechanismen auseinander, die der Auratisierung von Objekten zugrunde liegen. Ihr Augenmerk liegt darauf, wie Museen als Erziehungseinrichtungen klassifizieren, organisieren, aufdecken und bewerten. In ihrem Beitrag wird sie eine Serie eigener Ton- und Gipsarbeiten vorstellen, die blind und so allein durch Berührung modelliert wurden. Tahani Nadim (Berlin) ist Wissenschaftssoziologin und Leiterin der Forschungssektion "Bureau for Troubles" am Museum für Naturkunde Berlin. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit Datenpraxis und mit der wissenschaftlichen, politischen und ästhetischen Konstruktion und dem Verlust von "Biodiversität". Kerstin Stoll (Berlin) hat umfassend zum Nestbau der Töpferwespe geforscht und wendet diese Bauweise auf ihre skulpturalen Arbeiten an. Ihr Projekt hinterfragt nicht nur die Trennung von Mensch-Tier, sondern entfaltet auch eine große Bandbreite an Formen, die aus diesen überlappenden, spezienübergreifenden Produktionsprozessen resultieren.


Förderung und Unterstützung

PERSPEKTIVE - Fonds für zeitgenössische Kunst und Architektur ist eine Initiative des Bureau des arts plastiques et de l’architecture gefördert vom Französischen Kulturministerium, dem Institut français, dem Goethe-Institut und der Deutschen Bank


Bilder

Kerstin Stoll: Töpferwespennest (Stari Grad, Kroatien), 2013
Courtesy die Künstlerin