FEEDBACK—TREFFEN FÜR KULTURSCHAFFENDE
mit Yvonne Billimore & Jussi Koitela
Do 17 Oktober, ab 12 bis 16 Uhr

 

Yvonne Billimore & Jussi Koitela sind zu Gast im Rahmen des Residenzprogramms der Temporary Gallery.

Für Kölner Künstler*innen und Kurator*innen besteht die Möglichkeit, sich persönlich mit Jussi Koitela oder Yvonne Billimore zu treffen, um eigene Arbeiten oder Projekte vorzustellen und ein Feedback zu bekommen. Individuelle Anmeldung bis Mittwoch, 16 Oktober unter info@temporarygallery.org.

Yvonne Billimores interdisziplinäre Praxis erleichtert Situationen für kollektives Lernen, Austausch und Erfahrungen mit besonderem Augenmerk auf feministische und ökologische Praktiken. Zusammen mit Jussi Koitela war sie Co-Kuratorin der Ausstellung "The pleasures we choose" für den finnischen Pavillon auf der 60. Internationalen Kunstausstellung - La Biennale di Venezia 2024. Zusätzlich zu ihrer freiberuflichen kuratorischen Tätigkeit ist Yvonne die künstlerische Leiterin der Bioart Society, einer in Helsinki ansässigen Vereinigung, die Aktivitäten rund um Kunst und Naturwissenschaften mit Schwerpunkt auf Biologie, Ökologie und Biowissenschaften entwickelt, produziert und fördert. Von 2019 bis 2023 war Yvonne Kuratorin bei Frame Contemporary Art Finland und konzentrierte sich auf das öffentliche Programm Rehearsing Hospitalities. Zuvor arbeitete sie als künstlerische Co-Direktorin von ATLAS Arts (Mutterschaftsvertretung 2021-22) auf der Isle of Skye und als Programmmanagerin beim Scottish Sculpture Workshop (2015-18) im ländlichen Aberdeenshire - beides Einrichtungen, die Residenzen, Projekte und Aktivitäten anbieten, die auf die Komplexität der jeweiligen Orte reagieren.

Jussi Koitela (geboren 1981) arbeitet als unabhängiger Kurator und Direktor von M-Cult in Helsinki. Von 2019-2024 war er Programmleiter bei Frame Contemporary Art Finland, wo er zusammen mit Yvonne Billimore das öffentliche Programm Rehearsing Hospitalities kuratierte. In seiner kuratorischen Arbeit verschränkt er Kunst, verkörperte kollaborative Forschungsmethoden, Gastfreundschaft und Materialität in verschiedenen Ausstellungsformen und Arten der Wissensproduktion. Derzeit kuratiert er zusammen mit Yvonne Billimore den finnischen Pavillon „The pleasures we choose“ auf der 60. Internationalen Kunstausstellung - La Biennale di Venezia 2024 und das Survival Kit „Measures“, organisiert vom Latvian Center of Contemporary Art, Riga, 2024. Ausgewählte frühere kuratorische Arbeiten: "Conflicting Relations" im Vera List Center for Art and Politics, New York, "Editorial Tables: Reciprocal Hospitalities" im The Showroom, London, Secured - Politics of Bodies and Space im Arsi Vantaai Art Museum, Vantaa. "Performing the Fringe" in der Konsthall C und im Pori Art Museum, "Entangling Matter and Meaning/Intra-Structures - Monster of the Seven Lakes" im Treignac Projet, "Mattering City" im SixtyEight Art Institute, "City Agents" im Estonian Museum of Contemporary Art, "Skills of Economy Sessions" in der Finnish Theatre Academy, beim Baltic Circle Festival und im Kiasma Museum of Contemporary Art, und "Untitled (two takes on crises) - You Must Make Your Death Public" im de Appel Art Centre. Er hat zusammen mit Yvonne Billimore die Bücher "Rehearsing Hospitalities Companions 1-4", erschienen bei Archive Books, und "The pleasures we choose", erschienen bei k.verlag, 2024, herausgegeben. "Falling In - Movements and Becoming in Curatorial Research" mit Dahila El Broul und Ksenia Kaverina, erschienen bei Mousse Publishing, 2024. 2015/2016 nahm Koitela am kuratorischen Programm De Appel teil.

Über das Residenzprogramm:
Es wurde zu einem erklärten, wenn auch oft nur halbherzig verfolgten Ziel von Kultureinrichtungen, ihre eigenen Strukturen im Hinblick auf Diversität zu hinterfragen und zu erneuern. Diversität darf aber nicht nur ein zeitlich begrenztes Programm oder eine hippe Agenda sein, sondern muss tiefer greifen. Die Frage darf nicht nur lauten, wer Zugang zu kultureller Bildung und ihren Einrichtungen erhält, sondern wer überhaupt in der Lage ist, kulturelle und/oder kreative Arbeit als Berufsperspektive in Betracht zu ziehen.

Obwohl die sog. „Art brut“ – Kunst von Menschen mit einer psychischen Erkrankung oder einer geistigen Behinderung – sehr etabliert und hochgeschätzt ist, sind „Art brut"-Künstler*innen und ihre Kunstwerke aus der üblichen Kunstszene ausgeschlossen: „Art brut“ funktioniert als ein gesonderter Bereich der Kunstwelt mit eigenen Ausstellungen, an denen nur „Art brut“-Künstler*innen teilnehmen. Als Konsequenz treffen sich diese sehr selten mit Künstler*innen ohne Behinderung zusammen. Obwohl die Intention hinter „Art brut“-Ausstellungen sicherlich positiv und unterstützenswert ist, findet hier doch keine echte Inklusion statt – die Kunstwerke werden in separaten Ausstellungen „isoliert“, anstatt dass sie in Ausstellungen von Künstlern ohne Erkrankung oder Behinderung einbezogen werden. Um sich mit diesem Problem langfristig auseinandersetzen, initiierte die Temporary Gallery. Zentrum für zeitgenössische Kunst in Köln, ein Projekt, das auf Empowerment und Inklusion auf tieferem Niveau setzt: ein Residenzprogramm für Kulturschaffende mit dem Hauptziel: der Ausgrenzung sog. „Outsider Art“ langfristig entgegen zu wirken.

Das Ziel des Programms ist, mehrere internationale Kulturschaffende nach Köln einzuladen. Die Gäste besuchen Partnerinstitutionen und treffen Künstler*innen in ihren Ateliers . Zudem werden individuelle „Feedback-Sessions“ angeboten , Gespräche von etwa 1–2 Stunden Dauer, zu denen sich Kulturschaffende anmelden können. In einer Veranstaltung in der Temporary Gallery stellen die Residenten auch Ihre Arbeit vor.

Das Projekt haben wir im Jahr 2023 – dank der Unterstützung der Bezirksregierung Köln – erfolgreich getestet, mit dem Kunsthaus KAT18 als Partnerinstitution. Residencies 2023 waren das Kollektiv Sour Grass aus Barbados, Hubert Gromny aus Berlin und Luiza Proença aus Rio de Janeiro. Zu den Residencies 2024 gehörten Gilly Karjevsky aus Berlin und Alberta Whittles, Glasgow. 2024 wird das Projekt dank der Unterstützung der Stadt Köln (Förderprogramm: "Kultur – Diversity") fortgesetzt und um neue Partnerinstitutionen erweitert. Wir hoffen, dass das Projekt langfristig auch zur Stärkung der künstlerischen Szene in Köln beitragen wird. Denn eine bessere Vernetzung mit internationalen Kulturschaffenden erweitert die Möglichkeiten der in der Stadt ansässigen Künstler*innen, an Ausstellungen außerhalb Kölns teilzunehmen.

Bild
The pleasures we choose, Pavilion of Finland at the 60th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia, 2024.
Photo: Ugo Carmeni / Frame Contemporary Art Finland