'I AM THE DANGER!' THE ART OF TV SERIES
Symposium mit Daniel Eschkötter, Sarah Khan, Gertrud Koch und Olof Olsson
6—7 Dezember 2019

 

Fr 6 Dezember

19 Uhr
Gertrud Koch
As much as you can: Erzählen bis der Schlaf kommt. Narrative Zeitbilder in TV-Serien (Vortrag)

21—23 Uhr
Olof Olsson
Driving the Blues Away - An Info Comedy (Performance)

Sa 7 Dezember

18:00—19:15 Uhr
Daniel Eschkötter
Fables of Dis/Connectivity. A Politics of Post-(Network) TV Series (Vortrag)

19:45—21:00 Uhr
Sarah Khan
Revisiting Dr. House - als das Denken noch half (Vortrag)

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Fr 6 Dezember, ab 19 Uhr

Gertrud Koch: As much as you can: Erzählen bis der Schlaf kommt. Narrative Zeitbilder in TV-Serien

Die neuen Erzählformate erproben ein neues Publikum. Ein Publikum, das gleichzeitig Zerstreung sucht und immersives Abtauchen, die Fülle des Angebots und die Fülle der Dauer. In diese Konstellation schrauben sich neue Erzählformate, die kurze Formen wie Episoden und serielle Einzelteile zu komplexen neobarocken Erzähllabyrinthen verweben. In dieser Konstellation wird auch das remake zu einem Teilstück einer endlosen Dauererzählung.

Prof. Dr. Gertrud Koch ist Professorin i.R für Filmwissenschaft an der Freien Universität Berlin und visiting professor an der Brown University, USA. Sie hatte zahlreiche Gastprofessuren im In-und Ausland sowie internationale Forschungsaufenthalte: unter anderem am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen, am Getty Research Center in Los Angeles. Sie ist Autorin zahlreicher Monographien sowie Mitherausgebern zahlreicher deutscher und internationaler Zeitschriften.

In deutscher Sprache.

Olof Olsson: Driving the Blues Away - An Info Comedy

Was verbindet Toblerone mit Steve Jobs, Kokain, Orangensaft, der Jungfrau Maria, Heinz Ketchup, Furzen und Immanuel Kant? Olof Olsson nimmt Sie mit auf eine spannende Reise durchs Comic-Infotainment. Es gibt keine bessere Möglichkeit, den Blues zu vertreiben, als „Driving the Blues Away“.
„Driving the Blues Away“ ist eine Info Comedy, die durch die Geschichte der Kunst, Schokolade, der Cola-Getränke, Personalcomputer, Philosophie und Theologie rast. Auf dem Weg dorthin gibt es ein romantisches Melodrama - in dem Olofs fast-Partner von einem sehr berühmten Software-Unternehmer im Duty-Free-Shop von Delhis Indira Gandhi Airport verführt wird. Das Ganze ist von Olofs verdrehter Liebe zur Sprache durchdrungen: "Unsere Sprache und die Welt sind nicht immer eins zu eins verbunden. Es ist ein Chaos, und das macht uns nervös. Aber es ist ein lustiges Durcheinander."

Olof Olsson ist ein Produkt des Chartertourismus der 1960er Jahre. Seine niederländische Mutter und sein schwedischer Vater trafen sich auf Mallorca. In seiner Jugend unternahm Olof Versuche im Journalismus, in der Dokumentarfotografie und als Radio-Discjockey. Nach dem Studium der Sprachen, Philosophie und Übersetzungstheorie studierte Olof bildende Kunst in Konstfack in Stockholm und an der Royal Academy in Kopenhagen. Seit 2007 konzentriert sich Olof vor allem auf mündliche Aufführungen, insbesondere auf Info Comedies.

In englischer Sprache.

Sa 7 Dezember, ab 18 Uhr

Daniel Eschkötter: Fables of Dis/Connectivity. A Politics of Post-(Network) TV Series

Dass alles miteinander verbunden ist, it’s all connected, das war nicht nur Prämisse, Formel und Verfahren der großen Pay-TV-Serie über den sozialen Draht in der amerikanischen Großstadt, The Wire. Es war vielleicht auch Leitprinzip der politischen Ästhetik einer ganzen Reihe von Serien aus der Peak-Autoren-Serien-Ära der Nullerjahre. Der Vortrag soll diesen Einsatz, dieses politische Moment nachvollziehen und nach den Fortsetzungen und Abbrüchen der Ästhetik und Imagination des Netzwerks in unserer modularen Seriengegenwart suchen. Nachgegangen wird seriellen Netzwerken und Entnetzungen, Konnektionen und Diskonnektivitäten, in Großstadträten und Kleinstadtbars, Geheimlogen und Geheimagenturen, von Baltimore nach Jonkers, von New York City nach Las Vegas, von Washington D.C nach Washington State, von South Dakota nach Long Beach.

Daniel Eschkötter ist Medienwissenschaftler und Filmkritiker; Redakteur der Zeitschrift für Medienwissenschaft (ZfM), Autor für u.a. CARGO Film/Medien/Kultur und Filmbulletin. Er forscht zu Filmphantomtheorie, Gesellschaft in Serie, Medien und Substanzen, kinematographischem Prozeduralismus und Re-education als Kinokomplex. Letzte Buchpublikation: Amerikanische Komödie. Kino | Fernsehen | Web (in gemeinsamer Autorschaft mit Lukas Förster, Nikolaus Perneczky, Simon Rothöhler, Joachim Schätz). Berlin: Kadmos 2016; Serientexte über The Wire, The Americans, Twin Peaks – The Return, Westworld, Hannibal, Mindhunter u.v.a.

In englischer Sprache.

Sarah Khan: Revisiting Dr. House - als das Denken noch half

2013 veröffentlichte Sarah Khan ihre Analyse der Fernsehserie Dr. House und zeigte auf, dass es sich bei dieser als Krankenhausserie getarnten Denkfabrik um einen wöchentlich ausgestrahlten Workshop in Sachen Amerikanischer Pragmatismus handelte, bei dem die detektivischen Denk- und Analysemethoden des 19. Jahrhunderts eingeübt wurden, um in der Post-9/11 Ära ideologiefreies Denken und Probleme lösen erneut zu trainieren. Sie prophezeite, dass Dr. House einen neuen Typus von US-Präsident erträumt, den Typus des genialen Arschlochs.  Die Zukunftsvisionen von damals erscheinen heute, nur wenige Jahre später, angesichts von Rechtspopulismus, Marvel-Kampf-Dramaturgien und Donald Trump ungeheur veraltet und seltsam missraten. Sarah Khan schaut noch einmal in den Operationssaal von Dr.House um zu fragen, was sich seither geändert hat, und ob Dr. House heute noch für eine Lösung gut ist.

Sarah Khan ist Schriftstellerin und lebt in Berlin. Sie veröffentlichte zwischen 1999 und 2004 die Romane "Gogo-Girl, Dein Film, Eine romantische Maßnahme". Bei Suhrkamp erschien 2009 ein Band zeitgenössischer Spukgeschichten, "Die Gespenster von Berlin. Unheimliche Geschichten" (erweiterte Neuauflage 2013) und 2017 die eBay-Geschichten "Das Stammeln der Wahrsagerin". Sie publiziert regelmäßig Reportagen und Essays in Tageszeitungen und Magazinen. 2012 erhielt Sarah Khan den erstmals gestifteten Michael-Althen-Preis für Kritik der FAZ. Im Frühjahr 2019 veröffentlichte sie bei mikrotext das Buch "Wochenendhaus", 2013 erschienen die Novelle "Der Horrorpilz", 2018 die Geschichte "Weihnachten mit Hüsniye". Mehr Informationen auf ihrer Webseite.

In deutscher Sprache.

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"'I am the danger!'* The Art of TV Series" ist ein Programm der Temporary Gallery, das künstlerische Auseinandersetzungen mit Fernsehserien präsentiert. Das Ziel des Projekts ist es, zu zeigen, wie KünstlerInnen das Medium Fernsehserie reflektieren und sich künstlerisch aneignen. Ausgangspunkt der gesamten Reihe ist die Beobachtung, dass das Fernsehen aktuell eine Renaissance erlebt, vor allem in Form von Fernsehserien. Millionen von Menschen auf der ganzen Welt folgen hunderten von Fernsehserien, die in dieser Weise ein sehr mächtiges Mittel zur Vermittlung von Inhalten unterschiedlicher (politischer, sozialer, ideologischer) Art werden. Die KünstlerInnen beobachten und kommentieren diese Entwicklung in ihren Kunstwerken, produzieren aber auch eigene Serien. Ein Subgenre sind hier zum Beispiel KünstlerInnen-Webserien über Ungleichheit, Kommodifizierung, institutionelle und strukturelle Mängel in der Kunstwelt und die Rolle der KünstlerInnen darin. Jede Präsentation, die im Rahmen des Projekts stattfindet, wird von einer Diskussion mit eingeladenen KünstlerInnen und ExpertInnen begleitet.

*Walter White in "Breaking Bad"