PANELDISKUSSION ÜBER DIE ROLLE VON NEBENJOBS IM LEBEN DER KÜNSTLER*INNEN
Mit Doris Frohnapfel, Jan Hoeft, Katharina Jahnke und Magdalena Kita
4 März 2021
Ort: Zoom
Anmeldungslink: https://zoom.us/meeting/register/tJApdu-hrDsrHdYT-JFDUbIZ_Cua5PAl2wWd?fbclid=IwAR3XNRBYHa8ZQ-9rjANECcmhrXg1WCNOi8xTXiVfLucadiGnsbEpjwD07v4
Sprache: Deutsch
Sollten die Künstler*innen und Kurator*innen schon am Anfang Ihrer Karriere an Nebenjobs denken, die sich gut mit künstlerischer Arbeit vereinbaren lassen? Welche Nebenjobs machen Sinn und welche nicht? Inwiefern beeinflusst ein Nebenjob die jeweilige künstlerische Praxis? Sind solche Einflüsse gewünscht oder nicht? Wie kann man die künstlerische Arbeit geistig und organisatorisch von dem Nebenjob abgrenzen? Wie geht man mit der zwiespältiger/doppelter Identität (als Künstler*in und als .. Übersetzer*in, Verkaeufer*in, Ausstellungsaufsicht etc.) um? Das Ziel dieser Podiumsdiskussion ist einen ehrlichen Austausch über diesen Themen anzubieten. Die eingeladenen Gäste werden ihre Erfahrungen mit dem Thema teilen. Katharina Jahnke wird ihres neues Kunstprojekt darstellen, das sich mit der instabilen Existenz zwischen relativer Autonomie und relativer Prekarität auseinandersetzt.
Nehmen Sie an dieser Podiumsdiskussion teil, um über diese Themen zu reflektieren!
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Ich weiß, du bist entmutigt und desillusioniert
Durch den aktuellen Stand der Dinge
Du fragst dich, was aus dieser Welt wird
Wo ist die Herrlichkeit, von der du als Kind geträumt hast...
Du betrachtest die untergehende Sonne,
ohne zu wissen, dass du desorientiert bist.
Des-orientiert: vom Osten abgewandt.
Die wechselnde Strömung scheint sich gegen dich zu verschwören.
Warum drehst du dich nicht einfach um
Verringere deine westliche Blendung und blicke auf die aufgehende Sonne
Nimm die Energie wahr, die aus ihrem Zentrum strömt
Wie sie uns alle erhellt und nur die Vögel fliegen erste Klasse...
Da ist dein Erbe!
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Coldcut. “Mr Nichols,” Sound Mirrors, 2006.
Die Veranstaltung ist ein Teil des Projektes „und nur die Vögel fliegen erste Klasse...“, das zur Reflexion über die Strukturen des Kunstsystems und mögliche Reaktionen darauf einlädt. Sein Ziel ist es, über gewöhnliche Kritik an den Mechanismen der Kunstszene hinauszugehen und progressive Ideen und Lösungsvorschläge mit Modellcharakter zu präsentieren. Die Motivation zur Durchführung des Projektes stammt zwar aus der Zeit vor der Pandemie, wurde aber durch die Beobachtungen während dieser Zeit verstärkt. „In den Tagen der Absagen, Schließungen und Verschiebungen im Kunstbetrieb, die vor allem die Künstler*innen und Freiberufler*innen mit aller Härte treffen, offenbaren sich mit voller Kraft die prekären Verhältnisse, auf denen der Kunstbetrieb seit Jahrzehnten aufruht. Es sind ausgerechnet die Künstler*innen, die hier in der Regel am stärksten ausgebeutet werden und kaum finanziell abgesichert sind. Die Hilfspakete, die in den letzten Wochen in vielen europäischen Ländern verabschiedet wurden, sind richtig und wichtig, doch sie offenbaren nichts anderes als die Fehler des Systems – und sie werden früher oder später die Blaupause dafür abbilden, einschneidende Kürzungen im öffentlichen Kunstsektor, der längst an den existenziellen Limits arbeitet, als alternativlos zu verkünden. Am Ende werden es die Künstler*innen und Freiberufler*innen doppelt bezahlen, denn an ihnen wird immer zuerst gespart.“[1] Diese Erfahrungen müssen aber vielmehr dazu führen, die Kunstmechanismen neu zu denken und neu zu verhandeln.
Im Rahmen des Projektes werden vor allem praktische Ansätze und Initiativen zur Diskussion gestellt. Gemeinsam mit eingeladenen Experten möchten wir überlegen, wie man das tägliche Leben von Künstler*nnnen und Kurator*innen erleichtern und verbessern kann. Die Themen des Projekts sind bewusst breit gedacht, so dass sie auf unterschiedliche Lebensaspekte bezogen werden können. Neben der Podiumsdiskussion zu Nebenjobs von Menschen im Kulturbereich sind geplant: ein Vortrag von Magdalena Ziomek, die Gründerin und Geschäftsführerin der SMartDe eG – Genossenschaft der Selbstständigen (11. März 2021), ein Workshop zu Kuratorenhonoraren mit Kris Dittel und Katia Krupennikova, ein Permakultur-Online-Kurs (ab 27. März 2021) mit einer Forschungsgruppe von Künstler*innen und Kurator*innen zum Thema „Von der Permakultur lernen,“ ein Programmierkurs, ein Austauschkreis zum Thema Co-Housing und viele weitere Veranstaltungen.
Unterschiedliche Veranstaltungen des Projektes werden mit zahlreichen Kooperationspartner entwickelt wie zum Beispiel BBK Köln und And She Was Like Bäm! Der Titel des Projektes kommt von dem Song „Mr. Nichols“ von Coldcut und Saul Williams, der eine sehr treffende Beschreibung des emotionalen Zustands der Verzweiflung, Orientierungslosigkeit und der Notwendigkeit der Wende darstellt. Die Wende soll dabei eine Welt erzielen, in der „nur die Vögel erste Klasse fliegen“ also eine Welt ohne Ungleichheiten (zwischen zum Beispiel unterschiedlichen Berufsgruppen).
Das Projekt wird von Aneta Rostkowska, Direktorin der Temporary Gallery kuratiert.
Biographien der Teilnehmer*innen
Doris Frohnapfel (* 1959, Düsseldorf) studierte Freie Kunst an der FH Köln und Architektur an der RWTH Aachen. Sie erhielt 1983 das DAAD-Stipendium für Italien. Während und nach ihrem Architekturstudium arbeitete sie bei verschiedenen Kölner Architektur- und Stadtplanungsbüros. Raum, Architektur und Stadtplanung bilden einen wichtigen Teil ihrer Recherchen und Inhalte. 1994 erhielt sie das Chargesheimer-Stipendium für Fotografie/ Film/Video der Stadt Köln, von 1998 bis 2005 war sie Professorin für Fotografie an der Kunsthochschule in Bergen, Norwegen. Verschiedene Auslandsaufenthalte und Residenz-stipendien z. B. das Barkenhoff-Stipendium (Worpswede, 1990), Schloß Plüschow (Mecklenburg-Vorpommern, 1996), Kunst und Dokument (Beirut, 2014) und das Galata-Stipendium (Istanbul 2016) konnten dabei inhaltlich als Ortswechsel ihre Arbeiten voranbringen. Sie lebt und arbeitet in Köln.
www.dorisfrohnapfel.de
Jan Hoeft (*1981, Blankenburg) stellt in seiner künstlerischen Praxis durch ortsbezogene Interventionen gesellschaftliche wie sozio-kulturelle Phänomene und Entwicklungen zur Diskussion. Er studierte von 2006 – 2012 an der Kunsthochschule für Medien Köln und ist Preisträger zahlreicher Auszeichnungen, wie z.B. das Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds (2017) oder das Stipendium der Jan van Eyck Akademie Maastricht (2013-14). Jan Hoeft stellte u.a. aus im Neuer Aachener Kunstverein, der Kunsthalle Wien, dem Bunkier Sztuki Krakau und dem KAI 10 – Arthena Foundation. Er lebt und arbeitet in Köln.
www.janhoeft.de
Katharina Jahnke (*1968, Berlin) studierte von 1993 bis 1997 an der Kunstakademie Düsseldorf. Sie hatte von 2009 bis 2020 Lehraufträge in Experimenteller Gestaltung, Bildhauerei, Fotografie und Zeichnung an der Folkwang Universität Essen, der Kunstakademie Düsseldorf, der Universität Paderborn und der Universität Siegen.
In ihrer Arbeit finden sich diverse Kunstformen, unter anderem Collagen, Bücher, Zeichnungen oder Kunst am Bau. Sie lebt und arbeitet in Köln.
Ausstellungen und Projekte im In- und Ausland, unter anderem: The Breeder, Athen (2005); Galerie Kamm, Berlin (2011); Galerie Nomadenoase, Golden Pudelclub, Hamburg (2009); Galerie Helga de Alvear, Madrid (2010); Lewis Glucksman Gallery, Cork (2008) und im MARTa Herford (2010).
www.katharinajahnke.de
Magdalena Kita (*1983, Debica, PL) studierte an der Kunstakademie Düsseldorf, in den Klassen von Rita McBride, Tal R und Herbert Brandl. Sie stellte zuletzt in der Kunsthalle Gießen, Art Cologne 2019, Temporary Gallery (Köln DE), White Crypt (London UK), Real Pain Fine Arts (Los Angeles US) und mit Syndicate auf der Material Art Fair 2018 (Mexico City MX) aus. Sie lebt und arbeitet in Köln. Magdalena Kita kreiert aufwendig illustrierte Visionen einer frauenzentrierten westlichen Gesellschaft, indem sie Mythologie, Politik und kunsthistorische Stile neu mischt und durch unkonventionelle Ästhetik und Medien präsentiert.
www.instagram.com/kitamagdalena
[1] Hans Christ, Iris Dressler, SHUTDOWN STATEMENT, https://www.wkv-stuttgart.de/programm/2021/shutdown-programm/statements/?fbclid=IwAR2U-XCNwnboLLnrlP2vsyPcEXD1i9tVQv6t4jnJXDT2KhXk4f1Jej3ERTM
Bild
Katharina Jahnke
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