Wir laden zur offenen Kostümwerkstatt in die Temporary Gallery ein! Hier werden Kostümierungen künstlerisch entwickelt. Der Kölner Karneval kann in einem geschützten Umfeld thematisiert und vorbereitet werden.

In Kooperation mit dem M*Treff Alte Feuerwache, ROOTS & ROUTES Cologne e.V., Rutfront Fastelovendsbund e.V. und den Künstler*innen, Kostüm- und Maskenbilder*innen Hilma Bäckström, Brigitte Dunkel, Sarah Ferreira dos Santos, Nora Hansen, Jil Lahr, Christina Neuss, Paula Noller und Corinne Riepert.

Die Kostümwerkstatt soll dazu anregen, die Praxis des Verkleidens und der transformativen Potenziale von Kostümierung über die Grenzen der stereotypen Karnevalskostüme hinaus zu denken. Denn diese sind heute Teil der Fast Fashion-Bewegung – die billigsten Materialien werden schlecht verarbeitet, so dass sie kaum länger als eine Saison tragbar sind. Darüber hinaus ist die Auswahl der erschwinglichen Kostüme sehr begrenzt und von einem norm-binären, teilweisen sexistischen und rassistischen Weltbild geprägt. Die Möglichkeitsräume und freien Phantasien – als wen oder was man sich gerne kostümieren möchte – scheinen oft begrenzt, durch die Einflüsse der allgegenwärtigen Konsumgesellschaft manipuliert und zugleich auch eine Frage des sozialen Umfelds. Inhaltlich setzt sich das Format zwar mit den Praktiken des Kostümierens im Kontext von Brauchtum und Tradition auseinander, möchte sich von vielen Handhabungen aber auch loslösen und eigene Perspektiven gewinnen. Dadurch kann der Karneval neu betrachtet und künstlerisch mitgestaltet werden.

Die Kölner Kunstszene und der Kölner Karneval, als Ort politischer Debatten und Satire basierend auf dem demokratischen Recht der Ausdrucksfreiheit, waren in der Vergangenheit immer wieder eng miteinander verwoben – Künstler*innen gestalteten Karnevalswagen, Kulissen für Stunksitzungen und richteten Kostümfeste aus. Mit dem Künstler*innenfest Laange Ent (1920er Jahre), den Aktivitäten der Ahl Säu (gegr. 1946), dem Lumpenball im Kölnischen Kunstverein und der Karnevalsparty DA BA DEE? in der Temporary Gallery (2020) ist nur ein Bruchteil jener avantgardistischen Impulse zu nennen, im Zuge derer künstlerische Mittel und Strategien genutzt wurden, um das Kölsche Volksfest mitzuformen, und nicht selten und gleichsam nicht oft genug militaristische, patriarchale Strukturen zu hinterfragen und zu durchkreuzen.