SICHTBAR, UNSICHTBAR, UNWICHTIG?
7 Februar — 12 April 2025
Eröffnung: Do 6 Februar, 18 Uhr

Eine Ausstellung in Kooperation mit der Katharina-Henoth-Gesamtschule Köln

Mit künstlerischen Arbeiten von Amina Benti, Anas Assadiki, Angelika Hramov, Ayman Qotbi, Bedia Dogan, Beyza Acar, Christyano Kamil, Dunja Sarwar, Esther Stolle, Fatima Shafique, Gjylsime Bitiq, Hazal Okutan, Henoc Scofield, Joy Serge (Jsk), Karim Assri, Khairi Rasho Ismael Huwairi, LucLan, Mariella Demiri, Melda Göksel, Nurallah Omer, Rugayya Aghazada, Samet Aziz Kara, Tuana Öztürk, Umut Gök, Yunus Kerem Akbas, Zehra Betül Yüksel

Betreuende Lehrerin: Tinani van Niekerk, unterstützt von der Fachschaft Kunst
Künstler*innen: Cem A., Kükelhahn
Mit Havîn Al-Sîndy

Kuratorische Arbeit: Paloma Nana

Öffnungszeiten: Mo, Do, Fr 11—18 Uhr
Eintritt frei

„Es ist, wenn jemand deinen Namen sagt, und du merkst, dass du gemeint bist, wirklich gemeint.“
„Wie Kreide auf einer Tafel: kurz sichtbar, bevor sie wieder verschwindet, aber die Spuren bleiben für einen Moment.“
„Kontakt heißt, den Blick zu heben, auch wenn du nicht sicher bist, ob jemand zurückschaut.“
„Es ist der Mut, 'Hallo' zu sagen, ohne zu wissen, ob jemand zurückgrüßt.“

In einfacher Sprache: Die Ausstellung „Sichtbar, unsichtbar, unwichtig?“ eröffnet am 6.02. um 18 Uhr. Sie läuft vom 6.02.-12.04.2025. Die Schüler*innen [Jahrgang 13, Katharina-Henoth-Gesamtschule] beschäftigen sich mit dem Thema Kontakt. Dafür haben sie mit der Künstlerin Havîn Al-Sîndy zusammengearbeitet. Die Ausstellung fragt, wie Menschen miteinander in Kontakt sein können, wenn der Kontakt unmöglich gemacht wird: durch politische, soziale und ökonomische Bedingungen. Die Schüler*innen untersuchen auch, unter welchen schwierigen Rahmenbedingungen sie die Ausstellung umsetzen konnten. Denn sie stehen kurz vor ihren Abiturprüfungen. Sie thematisieren, warum Schulen, Kunst-und Kultureinrichtungen mit ihrer Sprache, ihren Systemen und Vorgaben die Teilhabe an Kunst erschweren. Die Schüler*innen haben verschiedene künstlerische Arbeiten entwickelt. Zu sehen sind Video- und Soundinstallationen, Performances, Zeichnungen und Rauminstallationen. Mit ihren Arbeiten möchten sie neue Räume für echte Begegnungen schaffen.

Begegnungen sind nicht selbstverständlich. Was bedeutet Kontakt, sich gegenseitig sehen, in einer Welt, in der Begegnungen oft von äußeren Bedingungen geformt und verformt werden? Kontakt beginnt mit einem Blick, einem Wort, einer Geste, einer Berührung. Doch was geschieht, wenn äußere Bedingungen diesen Moment verhindern oder verzerren?

In enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin Havîn-Al-Sîndy haben die Schüler*innen der 13. Klasse der Katharina-Henoth-Gesamtschule eine Ausstellung entwickelt, die die Vielschichtigkeit von Kontakt untersucht. Sie zeigt, wie Jugendliche ihre eigenen Erfahrungen von Begegnung und Ausschluss künstlerisch verarbeiten und sichtbar machen. Was bedeutet es, aufeinander zuzugehen, wenn die Umstände dagegen sprechen? Und wie schaffen wir Räume, in denen Begegnung trotzdem möglich ist?

Die Ausstellung lädt dazu ein, den Blick auf die Dynamiken von Nähe und Distanz, die Ambivalenz von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, zu richten – aus der Perspektive von Jugendlichen, deren Leben von politischen, ökonomischen und sozialen Faktoren geprägt ist.

Die Werke umfassen Video- und Soundinstallationen, Zeichnungen, Performances und Rauminstallationen, die alle aus unterschiedlichen Blickwinkeln die Frage nach Kontakt, Begegnung und Ausschluss beleuchten und dazu einladen, aktiv Teil des Dialogs zu werden.

Die Ausstellung wird durch Gastbeiträge und Interventionen der Künstler*innen Kükelhahn und Cem A. ergänzt.

Einblicke in die Arbeiten:
Eine Soundinstallation setzt sich mit den Brüchen und Missverständnissen in der Kommunikation auseinander. Stimmen und Geräusche überlagern sich, verschwimmen und erzeugen eine greifbare Spannung zwischen Nähe und Distanz.

Die Schüler*innen zeigen in Videos und Zeichnungen die Brutalität, die Kontakt manchmal mit sich bringt – sei es durch Konflikte, Ausgrenzung oder den Kampf um Sichtbarkeit.

Eine performative Auseinandersetzung thematisiert die Ressourcen, auf die Schüler*innen zugreifen können – oder eben nicht. Dabei wird auch gefragt: Woher kommen sie? Und was bedeutet Kunstzugänglichkeit aus ihrer Perspektive? Im Mittelpunkt stehen die Perspektiven der Jugendlichen: Welche strukturellen Hürden beeinflussen ihren Zugang zu Kunst und Kultur, und welche Rolle spielen gesellschaftliche und schulische Rahmenbedingungen dabei? Die Performance fordert dazu auf, Zugänglichkeit nicht nur als Schlagwort, sondern als Prozess der aktiven Teilhabe zu verstehen.

Eine Bodeninstallation zeigt eine Terminübersicht, die Abiturtermine der Schüler*innen sichtbar macht. Sie verweist auf die zeitlichen, körperlichen und emotionalen Belastungen, denen die Jugendlichen ausgesetzt sind, und regt an, über die Grenzen nachzudenken, die ihnen gesetzt werden.

Gemeinsam fordern die Arbeiten dazu auf, über die Bedingungen von Begegnungen nachzudenken: Was bedeutet es, aufeinander zuzugehen, wenn äußere Umstände trennen? Wie verhandeln wir Nähe und schaffen Räume, die echte Begegnung ermöglichen?

Informationen zur Barrierefreiheit der Ausstellung:
Relaxte Atmosphäre: Die Eröffnungsveranstaltung (Vernissage) ist relaxed konzipiert. Das bedeutet: Alle Personen sind im Raum willkommen und können sich nach der Eröffnungsperformance frei im Raum aufhalten. Die Räume können jederzeit verlassen und wieder betreten werden. Für Häppchen und Kaltgetränke wird gesorgt. Es werden unterschiedliche Sitzmöbel (Stühle, Sitzsäcke, Hocker) angeboten.

Physischer Zugang: Die Ausstellungsräume sind stufenlos zugänglich, leider ist keine barrierefreie Toilette vorhanden. Das a&o Hostel, etwa 200 Meter von der Temporary Gallery entfernt, bietet barrierefreie Toiletten.

Sprachlicher Zugang: Die Eröffnungsveranstaltung wird in deutscher und englischer Sprache stattfinden. Verständnisfragen sind jederzeit erwünscht. Eine Verdolmetschung in Gebärdensprachen kann leider nicht angeboten werden.

Der Wandtext wird in deutscher und englischer Sprache abgebildet sein. Die Texte zu einzelnen Werken sind über QR-Codes aufzurufen und ebenfalls in englischer und deutscher Version verfügbar. Wer kein Smartphone hat, kann uns entweder direkt ansprechen oder auf ein ausgedrucktes Begleitheft zurückgreifen, in dem alle Texte zur Ausstellung aufgeführt werden.

Kontakt: Bei weiteren Verständnisfragen, Bedarfen oder Zugangsvoraussetzungen, z.B. Abholservice von einer nahegelegenen Haltestelle, meldet Euch per Mail unter info@temporarygallery.org

Cem A. ist ein Künstler mit einem Hintergrund in Anthropologie. Er ist als Herausgeber der Meme-Seite @freeze_magazine sowie für seine ortsspezifischen Installationen bekannt. In seiner Arbeit setzt er sich mit Themen wie Viralität und Performativität auseinander, häufig im Rahmen von kollaborativen Projekten. Zu Cem A.s ausgewählten Arbeiten gehören Einzelausstellungen und Interventionen in folgenden Institutionen: Barbican Centre, ZKM Karlsruhe, Berlinische Galerie, Louisiana Museum, Künstlerhaus Bethanien und Museum Wiesbaden. Seine Arbeiten waren ebenso auf der documenta fünfzehn, im Istanbul Modern, dem Mudam Luxemburg, der Klima Biennale Wien und der 14. Biennale junger Künstler*innen, sowie am Museum für zeitgenössische Kunst in Skopje vertreten. Er hielt Vorlesungen am Royal College of Art London, der HEAD Genf, der HDK Valand und der Universität der Künste Berlin.

Havîn Al-Sîndy lebt und arbeitet in Deutschland und Kurdistan. Sie studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und der Kunstakademie Düsseldorf. Parallel dazu absolvierte sie ein Studium der Biologie und Chemie. Ihre Arbeiten verbinden Kunst und Wissenschaft, hinterfragen Sichtbarkeit und finden Sprachen für das Unsagbare. Prozesshaft und oft kollaborativ entstehen Skulpturen und Installationen aus Lehm, Gips, Ton und Papier, die Erinnerungen, Räume und Wahrnehmung neu verorten. Sie ist Professorin für Kunst und lehrte in Kassel, Münster, an der University of Maryland und in Braunschweig.

Kükelhahn arbeitet immer transdisziplinär. Das Interview ist das bildhauerische Material, mit dem Kükelhahn die Umgebung für Repräsentationskritik, transkulturelle Grauzonen und kollektiven Wissenstransfer schafft und untersucht. Formal erarbeitet Kükelhahn ortsspezifische, räumliche Begegnungen. in denen dey auf Grundlage von Intimität, Empathie und „Cuteness“ baut. In der gemeinsamen Begegnung von verschiedenen Personen mit ihren Geschichten, Kontexten und Aktivitäten formt dey Skulpturen der Teilhabe - Gegengewicht zu diskriminierenden gesellschaftlichen Reproduktionen der Gegenwart. Seit 2020 konzentriert sich deren Forschungsfeld auf den Kunstkontext selbst.

Bild:
Amina Benti, Beyza Acar, Gjylsime Bitiq, Melda Göksel

 

Förderung und Unterstützung:
Die Ausstellung wird gefördert von der RheinEnergieStiftung Kultur, der Commerzbank-Stiftung und der Stadtsparkasse Köln/Bonn (Hier mit Herz). Wir danken der Kreidemanufaktur Heinrich Kohlhaas sowie dem Humboldt-Gymnasium in Düsseldorf für ihre großzügige Materialspende.